Der schwierige Start
Am Pfingstsonntag brach unsere 1. Vorsitzende Sandra Meindl mit großer Vorfreude nach Gambia auf. Zwei Monate sollte ihre Reise dauern. Ihr Ziel: die Ankunft unseres Hilfsgüter-Containers zu begleiten und die dringend notwendige Renovierung der Unterkünfte für die 80 Kinder in Pirang weiter voranzutreiben.
Doch der Start verlief alles andere als reibungslos. Eine falsch verbuchte Zahlung der Hamburger Spedition T.W.S. Germany führte dazu, dass ein zentrales Dokument fehlte – und der Container festsaß. Besonders bitter: In dem Container befand sich auch ein alter Opel Meriva, auf den Sandra vor Ort dringend angewiesen war, um die entlegenen Einsatzorte zu erreichen und Hilfsgüter zu verteilen.
Was folgte, war ein nervenaufreibender Telefon- und E-Mail-Marathon, begleitet von Sorge, Frust und unermüdlichem Einsatz. Mit zwei Wochen Verspätung konnte der Container endlich freigegeben werden – verbunden mit großer Erleichterung und neuer Hoffnung.
Ein Wiedersehen in Pirang
Eine der ersten Stationen für Sandra war der Besuch des Kinderheims in Pirang. Das Wiedersehen war für alle ein bewegender Moment – herzlich, vertraut und voller Freude. Die Kinder hatten zur Begrüßung sogar ein Lied einstudiert, das für Gänsehautmomente sorgte.
Zwei Wochen später trafen die ersten Spenden aus dem Container ein: neben dringend benötigtem Schulmaterial, Bekleidung und einigen Spielsachen vor allem Fußbälle und Trikots. Die Überraschung war groß – und die leuchtenden Augen der jungen Fußballfans sprachen Bände. Mit strahlenden Gesichtern probierten sie stolz die neuen Trikots an und stürmten voller Begeisterung mit den Bällen über das Gelände – ein Moment voller Lebensfreude, der all die Mühen der vergangenen Tage mehr als wettmachte.
Renovierung des Kinderheims in Pirang
In den beiden Monaten vor Ort machte die Renovierung große Fortschritte. Zunächst wurde die Oberkante des Mauerwerks begradigt und die maroden, rissigen Stützen im Eingangsbereich durch neue ersetzt. Auch ein Anbau konnte realisiert werden, sodass die Kinder nun über zwei zusätzliche Schlafräume verfügen.
Ursprünglich war geplant, das kaputte und undichte Dach zu reparieren. Doch schnell stellte sich heraus, dass dies nicht mehr möglich war. Stattdessen wurde ein neuer Dachstuhl errichtet und das Gebäude mit einem stabilen Wellblechdach versehen – ein Meilenstein für die Sicherheit und den Schutz der Kinder. Gerade in der Regenzeit, wenn sintflutartige Niederschläge über das Land ziehen, ist ein dichtes Dach unverzichtbar: Es bewahrt die Kinder davor, in nassen, ungesunden Räumen schlafen zu müssen, und sorgt dafür, dass die Unterkünfte wirklich bewohnbar sind.
20 neue Etagenbetten sowie die gespendeten Matratzen aus Deutschland sind bereits in Pirang und warten darauf, den Kindern bald mehr Komfort und Geborgenheit zu schenken.
Gesundheitliche Rückschläge in der Regenzeit
Leider blieb Sandra auch diesmal nicht von gesundheitlichen Herausforderungen verschont – im Gegenteil: Die Regenzeit brachte nicht nur unpassierbare Wege, sondern auch eine wahre Plage von aggressiven, teils gefährlichen Insekten mit sich. Ein massiver Parasitenbefall setzte ihr derart zu, dass sie sich die Haut blutig kratzte, kaum noch schlafen konnte und ernsthaft mit dem Gedanken spielte, ins Krankenhaus zu gehen. Die Parasiten verursachten außerdem einen deutlich spürbaren Abfall des Allgemeinzustands – körperlich war sie zunehmend geschwächt und ausgelaugt. An einigen Tagen war sie so stark beeinträchtigt, dass an Arbeit überhaupt nicht zu denken war.
Aber irgendwie kratzte Sandra ihre letzten Energiereserven zusammen. Schließlich musste es weitergehen – für die Kinder, für die Tiere, für alle, die auf sie zählen. Aufgeben war für sie keine Option.
Hilfe für die Straßenhunde
Auf ihren Charity-Reisen führt Sandras Weg immer wieder zu Orten, an denen kaum jemand hinsieht – Müllkippen, verlassene Felder, überflutete Wege am Rande der Dörfer. Genau dort leben „ihre“ Hunde: streunend, geschwächt, übersät mit Zecken, verletzt und ständig auf der Suche nach Futter. Ihr Alltag ist ein ständiger Überlebenskampf.
Und doch – sobald sie Sandra erkennen, gibt es für einen Moment nur Freude. Mit strahlendem Blick und wedelnden Schwänzen rennen sie auf sie zu, als wollten sie sagen: „Da bist du ja endlich!“ Sandra kommt vorbereitet, Futter, Wasser, Halsbänder und ein kleiner Vorrat für die Wundversorgung liegen stets bereit. So oft es geht, ist sie unterwegs, sucht die Hunde auf, versorgt sie, füttert sie, spricht mit ihnen – schenkt ihnen einen Moment der Fürsorge in einer Welt, die ihnen sonst kaum etwas gibt.
Stundenlang sitzt sie bei den Tieren, entfernt unzählige Zecken, reinigt Wunden und versucht, das schlimmste Leid zu lindern. Immer wieder stößt sie auch auf Mangowürmer – Parasiten, die schmerzhafte Entzündungen verursachen und vorsichtig aus der Haut gedrückt werden müssen.
Es ist eine mühsame, manchmal frustrierende Arbeit – aber für Sandra ist jedes einzelne Tier es wert.
Besuch der Krankenstation in Sanyang
Anfang August besuchte Sandra eine kleine Krankenstation in Sanyang und übergab dort zwei Autoladungen voll dringend benötigter Sachspenden – darunter Desinfektionsmittel, Verbandsmaterial, Gehhilfen, Handtücher und Bettwäsche.
Die Einrichtung verfügt über gerade einmal zwölf Betten, eine einfache Entbindungsstation sowie einen Arzt und ein paar Helferinnen. Hinter einer improvisierten Abtrennung – einem an einer Wäscheleine befestigten Tuch – werden auch kleinere Operationen durchgeführt. In der Entbindungsstation herrschten schlimme hygienische Bedingungen, zahlreiche Fliegen schwirrten zwischen den Müttern und ihren Neugeborenen umher. Desinfektionsmittel, Einweghandschuhe, grundlegende Hygieneartikel: all das war nicht vorhanden. Oft bleibt den Mitarbeitern nichts anderes übrig, als benutztes Verbandszeug auszuwaschen und erneut zu verwenden.
Umso größer war die Freude über die Spenden – und die stille Hoffnung, dass sich die Situation dadurch ein kleines Stück verbessert.
Spenden warten auf ihren Einsatz
Wegen der verzögerten Auslieferung des Containers, der zeitweise unpassierbaren Wege und nicht zuletzt ihres angeschlagenen Gesundheitszustands konnte Sandra diesmal nicht alle Spendenpakete persönlich an die Bedürftigen übergeben. Die wertvollen Spenden – vorwiegend Textilien – sind jedoch sicher eingelagert und warten darauf, bei Sandras nächster Charity-Reise ihren Weg zu den Menschen zu finden, die sie dringend benötigen.
Warum wir unsere Projektarbeit neu ausrichten
In den letzten anderthalb Jahren haben wir mit viel Herzblut und persönlichem Einsatz am Schulbauprojekt und an der Renovierung der Unterkünfte der Kinder in Pirang gearbeitet. Bildung ist für uns der Schlüssel zu einer besseren Zukunft – deshalb wollten wir den Kindern nicht nur ein würdevolles Lernumfeld, sondern auch sichere und menschenwürdige Unterkünfte schaffen. Doch trotz guter Absichten und klarer Pläne stießen wir an unsere Grenzen.
Lokale Macht- und Rollenstrukturen stellen uns immer wieder vor große Herausforderungen. Sandra erlebt vor Ort einerseits viel Engagement, stößt aber auch oft auf Widerstände. Mehrfach trafen einzelne Personen eigenmächtig Entscheidungen – und erst im Nachhinein wurde uns eine Rechnung zur Zahlung vorgelegt, ohne dass wir zuvor informiert wurden. Hinzu kommt ein kulturell anderes Verständnis von Arbeit und Verantwortung: Während wir mit Motivation, Eigeninitiative und klaren Zielen arbeiten, zeigt sich vor Ort teilweise eine sehr passive Haltung. Viele Arbeiten ziehen sich unnötig in die Länge oder werden durch lange Pausen unterbrochen. Besonders belastend sind zudem Situationen, in denen Sandra respektlos und ohne Wertschätzung behandelt wird. Für uns als kleines, ehrenamtlich geführtes Team ist das auf Dauer weder emotional noch organisatorisch tragbar.
Gleichzeitig gibt es auch Lichtblicke. Die Schulkinder in Pirang sind offen, motiviert und unglaublich dankbar. Sie akzeptieren Sandra, sie freuen sich über unsere Unterstützung und zeigen uns jeden Tag, wie wichtig unsere Hilfe für sie ist. Genau daran wollen wir anknüpfen. Deshalb werden wir unseren Fokus künftig stärker auf die Kinder legen – mit besonderem Augenmerk auf ihre Ernährungssituation und die ärztliche Versorgung. Statt uns weiter in Großbaustellen und Strukturen aufzureiben, möchten wir direkt helfen: mit Mahlzeiten, medizinischer Unterstützung und Schulmaterial.
Darüber hinaus wollen wir die Krankenstation in Sanyang verstärkt fördern. Noch stehen unsere Planungen ganz am Anfang – doch schon jetzt ist klar: Für viele Menschen ist sie oft die einzige Hoffnung auf medizinische Hilfe und eine unverzichtbare Lebensader der Gemeinschaft.
Wir sind ein kleiner Verein, der mit großem Engagement versucht, nachhaltig und respektvoll zu helfen. Manchmal bedeutet das auch, innezuhalten, umzudenken und neue Wege zu gehen. Wir danken allen, die diesen Weg mit uns gehen und unsere Arbeit weiterhin unterstützen. Nur gemeinsam können wir wirklich etwas bewegen – dort, wo unsere Hilfe gebraucht und geschätzt wird.
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